In zwei Beiträgen porträtiert Kurt Oesterle den
bedeutenden und doch in Vergessenheit geratenen schwäbischen Pfarrer
Johann Gottfried Pahl (1768 – 1839). Lebensbild Kurt Oesterles Vortrag
"Demokrat ohne Radikalismus" beschreibt Pahls Weg aus ärmlichen
Verhältnissen ins Pfarramt, seine mutigen journalistischen Arbeiten,
die ihn zweimal in höchste Lebensgefahr brachten und die öffentliche
Anerkennung, die ihm zum Lebensende zu teil wurde. Ein für die
Demokratie engagierter Pfarrer "ohne Radikalismus" – für Pahls Zeiten
eine große Ausnahme. Pahls Roman "Ulrich Höllriegel" Schon 1802
entblößte Pahl spöttisch den Enthusiasmus und die politische Blindheit
seiner revolutionsbegeisterten Altersgenossen in seinem Roman "Die
Geschichte des wirtembergischen Magisters Ulrich Höllriegel". Sein
Pseudonym "Athansius Wurmsamen - Famulus in dem theologischen Stift zu
Tübingen" lässt erkennen, wie sehr Pahl dabei Theologiestudenten und
Pfarrer seiner Zeit im Blick hatte. Als enger Freund von Rudolf
Magenau – einem "Herzbruder Hölderlins" – wusste Pahl sehr genau,
wovon er schrieb. Kurt Oesterle charakterisiert in der hier
abgedruckten Rezension Pahls Roman als "Das Lied vom ewigen
Schwärmer". Denn, so Oesterle, dieser Roman "könnte modellhaft auf
alle übergangszeiten bezogen sein, die ihre eigenen Radikalismen
hervorbringen: 1848, 1918 und ebenso 1968."
Kurt Oesterle lebt als Freier Autor in Tübingen.