"Ich sollte mir im vorliegenden Fall das Recht zur Verkündigung des Alten und Neuen
Testaments erwerben durch Erbringung des Ariernachweises. Das ist mir als Christ und ordinierter
Prediger Jesu Christi unmöglich. Nach diesem Rassegesetz wäre der Herr Jesus
unfähig und untüchtig, seine eigene Botschaft zu verkündigen und dürfte keine
Schule betreten und ebenso auch seine Apostel; denn sie waren dem Fleische, der Rasse nach Juden.
Muß der Herr Christus mit seiner Botschaft vor der Schultüre stehenbleiben und seine
Apostel, so will ich mit ihnen vor der Türe stehen."
(Januar 1939)
So begründete der bayrische Pfarrer Karl Steinbauer im Januar 1939 öffentlich eine
Weigerung, den staatlich geforderten Ariernachweis zu erbringen. Sein Widerstand hatte
Konsequenzen: Er wurde verhaftet und ins KZ Sachsenhausen gebracht.
"Ich glaube, darum rede ich !" � dieses Bibelzitat (2.Korintherbrief 4,13) beschreibt in
Kurzform Steinbauers Handlungsmaxime. Sein umfassendes Bekenntnis zur biblischen Botschaft
führte zwangsläufig zur Konfrontation mit dem nationalsozialistischen Staat, aber auch
zur Auseinandersetzung mit der evangelischen Kirche in Bayern. Eine Weihnachtspredigt brachte
ihn 1944 vors Kriegsgericht. Steinbauer bewies Mut: Er wiederholte dieselbe Predigt vor den
Richtern Hitlers. überraschend endete der Prozess mit seinem Freispruch.